Die Arbeitsstrecke – ein Lauftraum
Im Kopf bin ich die Strecke schon einige Male abgelaufen: Königsdorf-Osterhofen-Berg-Malerwinkel-Tattenkofener Brücke-Peretshofener Höhe-Humbach-Großeglsee-Dietramszell/St.Leonhard-Jasberg-Palnkam-Otterfing. Eine echte Traumstrecke mit allem, was das Läuferherz begehrt. Um nicht zu sagen, die beste Arbeitslaufstrecke, die ich je hatte!
Wann, ja wann traue ich mich das erste Mal, die knapp 23km am Morgen vor der Arbeit unter die Schuhe zu nehmen? Obwohl es mich schon sakrisch juckt, kann ich mich am zunächst angepeilten 24. Februar noch nicht recht überwinden. Es liegt noch viel Schnee, das Wetter ist wechselhaft, der Aggregatzustand der Waldpfade rangiert irgendwo zwischen spiegelglatt, matschig, verschneit und klitschnass. Außerdem habe ich vor einem satten Halbmarathon, mal schnell vor der Arbeit gelaufen, mehr Respekt als vor einer Trainingsrunde der gleichen Länge am Wochenende. Also heißt es noch ein bisschen abzuwarten….und die Vorfreude steigen zu lassen.
Einen Monat später, am 25.03., ist es soweit. Schon am Abend vorher verspüre ich dieses Kribbeln im Bauch, das anzeigt, dass nun der richtige Moment für so ein Projekt gekommen ist. Um kurz vor 5 Uhr Früh schlüpfe ich in meine Brooks Pure Grit 2, schultere meine inov-8 Ultra Racing Vest mit Wechselklamotten, öffne die Haustür und los geht es mit dem nächsten Micro Adventure direkt von zu Hause aus. Der erste Teil der Strecke ist mir jedoch wohlbekannt und damit wenig abenteuerlich, und so nehme ich die Route durch das verschlafene Königsdorf hinauf nach Osterhofen, verlasse hinter dem Örtchen Berg die geteerten Straßen, komme am letzten Königsdorfer Weiler Schuß vorbei und verschwinde schließlich hoch über der Isar im Wald am Malerwinkel. Ich folge kurz dem Weitwanderweg München-Venedig, nehme die nasse Steilstufe hinab Richtung Einödhof und komme nach guten sechs Kilometern an der Tattenkofener Brücke, die mich über die Isar bringt, an. Nach der langegzogenen Brücke lauert der einzige wirklich abenteuerliche, weil weglose und recht steile Laufabschnitt der ganzen Strecke. Ich hangel mich mehr oder weniger elegant in Verlängerung der Tattenkofener Straße einfach den Hangwald hinauf Richtung Peretshofen, einem kleinen Bachlauf folgend. Ging einfacher als gedacht!
Nun geht es Pi mal Daumen quer über die Felder an der Peretshofener Höhe vorbei möglichst in Ideallinie nach Humbach. Dort grüße ich ein paar Bauarbeiter, die gerade Morgenkaffee&Kippe vor ihrer Unterkunft einnehmen, und laufe durch Großeglsee und die angrenzenden freien Flächen in den Forst Richtung Osten. Die Morgenstimmumg ist überwältigend, ich habe Glück mit dem Wetter! Eine viertel Stunde später spuckt mich der Wald wieder aus und ich erlebe den werdenden Tag neben der nördlich von Dietramszell gelegenen Kirche Sankt Leonhard.
Leider leiste ich mir nun einen kleinen Verhauer, den ich zum Glück schnell bemerke und mich im Nu wieder auf der Idealstrecke durch den Dietramszeller Forst weiter nach Osten befinde. Und was für ein Forst das ist! Der Fahrweg schlängelt sich durch hübschen Nadelwald, mal auf, mal ab – langweilig wird einem hier garantiert nicht. Kein Vergleich mit homogenen Flachforsten wie dem Perlacher oder dem Forstenrieder…
Es ist noch recht ordentlich Eis und Schnee vorhanden und ich muss etwas aufpassen, dass ich mich nicht auf die Nase lege. Wenig später finde ich mich gegenüber einer reichlich hässlichen Kiesgrube wieder, eine weitere folgt…..doch die Faszination für den hinter mir liegenden Wald überwiegt.
Schließlich steuere ich auf Jasberg zu, wo gerade Vieh verladen wird. Die Aussicht auf die Alpen ist beeindruckend, und so lasse ich mich zu einer Orientierungspause hinreißen. Schließlich geht es auf einen wenig ausgeprägten Fahrweg, der die Ideallinie Richtung Otterfing darstellt und auf der Karte des Landesvermessungsamtes eingezeichnet ist. Leider verliert er sich im noch recht schütteren Gras, und wenig später laufe ich ganz ohne Weg weiter in den Wald. Hier zeichnen sich jedoch wieder Wegspuren ab, und das schnell gezückte GPS des Smartphones versichert, dass der Kurs stimmt…
Nach einem weiteren Wald-Intermezzo und einen kleinen, querliegenden Tälchen lange ich schließlich in Palnkam an, Otterfing ist bereits in greifbarer Nähe! Im Zielort angekommen, ist es nicht mehr weit in die Arbeit. Nach gut 2 Stunden Laufen liegen Büro und Dusche vor mir und ich freu mich wie ein Schnitzel auf die Brotzeitfrau!
Fazit: Mal sehen, was sich aus dieser aussichtsreichen, abwechslungsreichen und faszinierenden Strecke noch so an Bestzeiten herausholen lässt….
Technische Daten:
Länge: 22,9 km
rund 300 Höhenmeter
Zeit: 2:04:30h
gelaufen mit:
GPS-Daten gibt es hier:
Hut ab, Arnold! Mit so einem sauerstoffgesättigten Lauf ist der Tag im Büro ja gerettet. Early bird catches the sunrise. Mein persönliches Walk2work Projekt steckt leider noch im Planungs-Status fest. Allerdings sind dabei auch 75 km zu bewältigen – wird also eher ein Overnighter. Aber diesen Sommer ist’s gewiss.
Grüße an die Brotzeitfrau
Servus Bene, na dann hoffe ich, dass Dein Projekt in Erfüllung geht! Hört sich nach einer echten Herausforderung an.