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Großer Trailrun durchs Karwendel

Gjaidsteig, Brendelsteig, Anton Gaugg-Gedächtnisweg – die drei Routen lassen den versierten Karwendelbergsteiger aufhorchen. Als Trailrun aneinandergereiht ergibt sich eine anspruchsvolle 35 km – Runde mit rund  2450 Höhenmetern. Auch wenn es mit der Passage zur Pleisenhütte am Ende nicht klappte.

Mittenwald, 6:52 Uhr. Die Türen des RE Richtung Innsbruck schließen sich. Die Isar hat Hochwasser und es regnet und regnet,  trotz anders lautendem Wetterbericht. So starte ich Richtung Dammkar in voller Regenmontur und im Gehtempo. Am Ende der steilen Teerpassage hält mich jedoch nichts mehr. Weg mit den schützenden Klamotten, weg mit den Stecken und los geht’s – denn ich bin schließlich zum Laufen hier!

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Die Strecke hinauf zur Hochlandhütte ist wunderbar strukturiert und bietet Laufspaß erster Güte. Rinnsale werden zu Bächen, Bäche zu beeindruckenden Flüssen. Ab Bahnhof brauche ich bis zur Hütte exakt eine Stunde, und schon werde ich vom etwas mürrischen Hüttenwirt „empfangen“. Das Wetter drückt auch jedem auf die Stimmung!

Nachdem ich gerade erst so richtig schön warm gelaufen bin, starte ich zum 1989 Meter hohen Wörnersattel einfach durch. Jetzt wird es richtig nass. Der Weg ist mehr Bach als Weg, Regenwolken haben sich an Tiefkarspitze und Wörner festgehängt.

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Oben angekommen, pausiere ich nicht lange und nehme das Steilstück in Richtung der gigantischen Schuttreiß’n mit Bedacht. Die Querung hinüber zum seilversicherten Teil des Gjaidsteigs ist Trailrunning vom Allerfeinsten durch eine archaisch anmutende, von Nebelschwaden durchwaberte Landschaft.

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Am Ende des steileren Abschnitts des Steigs und damit an der Tiroler Grenze angekommen, wähne ich das Karwendelhaus schon fast in Rufweite. Die letzte lange Querung hinüber zum Haus zieht sich jedoch extrem in die Länge, ist mit Wurzeln gespickt und sehr nass und glitschig. Der Bach aus dem Kar unterhalb der Östlichen Karwendelspitze, der sonst recht harmlos ist, hat sich heute in einen reißenden Sturzbach verwandelt. Mir dämmert, dass das abziehende Tief hartnäckiger an den Bergen fest hängt, als ich es erhofft habe.

Endlich komme ich am Karwendelhaus an. Von Mittenwald habe ich bis zum Haus ohne Pausen drei Stunden gebraucht, mit Pausen waren es dreieinhalb. Passt scho! Der Trockenraum ist gut gefüllt, und ich quetsche meine Sachen so gut wie es geht dazwischen. Im Gastraum betretene Gesichter. Der Regen beschäftigt heute alle, die draußen unterwegs sind!

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Ich gönne mir einen Tee, einen Kaffee, Apfelschorle und eine Kaspressknödelsuppe und spanne ein wenig aus. Zudem hoffe ich natürlich, dass der Regen für den hochalpinen Teil der Route etwas nachlässt! Aber er lässt nicht nach. Im Gegenteil. Er wird stärker. Es prasselt draußen ohne Unterlass, immerhin gibt das Barometer Anlass zur Hoffnung. Den schwierigen Weg hinüber zur Pleisenhütte, der bis auf 2500 Meter hinaufführt und mit seilversicherten Stellen unterbrochen ist, kenne ich von mehreren Bergtouren. Definitiv keine Route, die man bei Regen und Nebel machen sollte!

Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein Raunen geht durch den Gastraum. Es hat zu Regnen aufgehört!! Schnell den Restkaffee hinunterspülen, Minirucksack packen und los geht’s. Ich probier’s jetzt einfach mal Richtung Pleisenhütte. Immerhin gibt es im Marxenkar und im Neunerkar einen „Notabstieg“.

Im unteren Schlauchkar Richtung Birkkarspitze ist kein Mensch unterwegs, alle anderen Hüttenbesucher sind Richtung Scharnitz oder Hinterriss aufgebrochen. Nach den Lawinenverbauungen oberhalb des Karwendelhauses schalte ich wieder auf Laufmodus um, denn die Beine sind noch fit! Bald kommt rechts die Abzweigung Richtung Brendelsteig/Pleisenhütte und ich schwenke um.

Gämsen im Nebel

Plötzlich ein Huschen, ein Klackern – aus den Nebelschwaden lösen sich gehörnte, fellige Gestalten. Ein Gamsrudel quert den Steig. Nachdem ich mich das unterste Steilstück des Brendelsteigs bis auf über 2000 Meter hinauf-  und auf der anderen Seite den ersten Teil des Anton-Gaugg-Wegs wieder hinuntergehangelt habe, suche ich mir einen Weg durch das mit Signalstangen markierte Marxenkar. Immer wieder muss ich mit mir selbst verhandeln, ob ich es Richtung Pleisen probieren soll oder nicht. Oder schon, oder nicht……

Zwar bin ich in Form und kenne die Strecke recht gut – trotzdem, bei Nebel und einsetzendem Sprühregen habe ich keine Lust drauf. Der Respekt vor dem Berg überwiegt und mit dem Gelände ist hier nicht zu spaßen.

imageEin Stückchen laufe ich noch Richtung Seekarspitzen, dann drehe ich um und suche den Abzweig des Abstiegs Richtung Angeralm, der durch einen großen Felsblock markiert wird.

Zwischenzeitlich verliere ich den schlecht markierten Steig, später ist er jedoch besser ausgeprägt und leichter zu finden. Auf etwa 1600 Meter komme ich aus dem Nebel wieder heraus, da Karwendeltal liegt in seiner vollen Pracht vor mir.

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Ein harmloses Steilstück ist mit einem Seil versichert, anschließend gibt es hinab zum Hochwasser führenden Karwendelbach wieder traumhaftes Laufgelände. Die nun folgenden Kilometer hinaus nach Scharnitz vergehen schnell und ich kann noch Minutenschnitte unter fünf Minuten/Kilometer raushauen.

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Richtung Scharnitz nehme ich den Weg über die Bürzlkapelle, pünktlich zur Abfahrt eines Zuges Richtung München komme ich nach ziemlich genau 35 km an. Ich schätze, dass mir die GPS-Uhr wegen Empfangsproblemen insgesamt etwa 2-3 km unterschlagen hat.

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Link zum Karwendelhaus: karwendelhaus.com

Link zur Hochlandhütte:
hochlandhuette.de

Link zum GPS-Track: http://connect.garmin.com/modern/activity/554039803

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