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Spontanathlon

Heute war der erste Trainingsmarathon der Saison fällig. Sehr spontan, sehr nass, sehr große Wildschweine gesehen. Eine rundum gelungene Sache also.

Es ist nass. Nass und kalt. Mit anderen Worten ideale Verhältnisse, einen Trainingsmarathon ohne auch nur die geringste Überhitzungsgefahr zu laufen. Dass aber letztendlich ein Marathon zustande kommt, wird erst im Laufe des Laufs klar. Zumindest geht es erst einmal in recht anständigem Tempo Richtung Isar. Westpark und Theresienwiese grüßen naßkalt von der Seite, im Dreimühlenviertel ist reger Betrieb – allerdings nur wenige Gassigeher und wenige Läufer unterwegs heute. Ein Tag zum drinnen bleiben eigentlich.

Ich nehme den Flauchersteg, um auf die andere Seite der Isar zu kommen, dann den schönen Auf- und Ab-Trail auf halber Höhe des Hochufers. Die Großhesseloher Brücke taucht auf und ich unter ihr durch. Jetzt wird es definitiv länger als ein Halbmarathon. Bald kommt die praktische Quelle am Wegesrand in Sicht, die mir schon literweise köstliches Wasser spendiert hat. So auch heute. Ich bin minimalistisch unterwegs, habe nichts zu Essen und nichts zu Trinken dabei. Daher lasse ich mir mit dem Trinken Zeit.

Autos. Autos?

Langsam habe ich meinen Langstrecken-Pace gefunden, heute ganz nach Gefühl. Ich versuche, „aus der Portokasse“ zu laufen und nicht zuviel zu wollen. Funktioniert gut. Ruhig ist es auf dem eigentlich abgesperrten Fahrweg Richtung Grünwalder Brücke – der Auto-Kulturschock auf der Brücke selbst trifft mich dann wie ein Schlag. Berufsverkehr, dem ich mich zum Glück nicht lange ausliefern muss, denn bald geht es links am Brückenwirt wieder hinunter an den Isarkanal Richtung Georgenstein, der heute einsam seinen Platz in der Isar verteidigt. In stetem Auf- und Ab schlängele ich mich Richtung Schäftlarn, ein munter sprundelnder Quellbach, der just an der Halbmarathon-Marke den Hang hinunterkommt, dient mir als zweite Trinkstelle. Wie gut das tut!

Langsam wird der Schnee mehr. Er ist zwar nass, aber es ist schön, endlich einmal das winterliche Weiß unter den Füßen zu spüren. München samt Umgebung hat diesen Winter bisher lächerlich wenig abbekommen. Der Weg Richtung Kloster Schäftlarn ist eigentlich wegen Forstarbeiten abgesperrt, aber – sorry, Bayerische Staatsforsten – die einzige Möglichkeit, meinen Umkehrpunkt zwischen Baierbrunn und Hohenschäftlarn effektiv zu erreichen. Ein abenteuerlicher Umweg führt mich am schweren Räumgerät vorbei, das hier gerade im Einsatz ist. Nach einer Rechtsabzweigung steigt der Weg langsam an, bald habe ich meinen „Point of Return“ und wenig später die höchste Stelle des gesamten Laufs erreicht.

Forst oder Fluß?

Nach ein wenig Grübelei entscheide ich mich, später nicht wieder an die Isar hinunterzulaufen, sondern durch den Forstenrieder Park zurück Richtung München zu rennen. Zwar muss ich dann gegen Ende ein paar Extrarunden drehen, um auch die 42,195km komplett vollzumachen, die Strecke ist mir jedoch weniger bekannt und einfacher zu laufen, da sie hauptsächlich aus breiten Teer- und Schotterwegen besteht.

Bei km28 mache ich am Eingang zum Forstenrieder Park eine Stretching-Pause, bald bin ich jedoch im Wirrwarr der Forst-Geräumte verschwunden und treffe – ein ausgewachsenes Wildschwein! Seelenruhig quert das beeindruckende Tier den Fahrweg. Nichts all zu ungewöhnliches an diesem Ort, halten sich im gesamten Park doch zahlreiche Borstenviecher. Trotzdem: Ich habe schon lange kein Schwein mehr hier herumlaufen sehen und mache sicherheitshalber vorsichtig, man weiß ja nie…

Relativ schnell habe ich die kleine Teerstraße erreicht, die tief aus dem Wald direkt nach Forstenried führt. Siehe da: Noch eine Wildsau quert den Weg…ich bin ganz baff. Schneller als gedacht bin ich wenig später wieder in der Großstadt angekommen, das GPS zeigt jetzt etwas mehr als 34 Kilometer an. Wird es sich mit dem Marathon ohne viel Extrawürste ausgehen?

Endspurt mit GPS-Problemen

Ich nehme mir vor, in 2km-Abständen die Uhr zu checken. Zum einen zur Motivation, zum anderen um zu gucken, ob alles passt. 36km: check. 38km: Mist! GPS-Uhr hat den Empfang verloren. Nicht tragisch, meinen ambitionierten Lauf zerhaut es mir aber trotzdem ein wenig, da ich sicher 500m/etwa 2 Minuten komplett für die Katz‘ gelaufen bin. Naja, wurscht. Der Empfang ist wieder da und wir laufen ja schließlich aus Lust und Laune!

An der Abzweigung der Lindauer Autobahn biege ich rechts in die Westendstraße ein, jetzt wird es richtig zäh. Das wellige Profil der Strecke macht sich in den Beinen bemerkbar. 40km: check. Ich werde noch ein paar extra-Schlenker laufen müssen, denn von der Abzweigung der Siegenburger Straße bis nach Hause ist es mit nur einem Kilometer zu wenig, um den Marathon voll zu bekommen. Also an der Zschokkestraße nochmal links und ein paar „Strafrunden“ um den Hogenbergplatz drehen….

Endlich kommen die 42,195km in eine erreichbare Entfernung. Ich laufe noch die Schrobenhausener Straße nach oben, dann kurz links rum, jippieeee! Das war’s.  Anstrengend, aber hat Spaß gemacht. Ab in die heiße Badewanne! Die Langdistanzen dürfen gerne kommen. Geplant in diesem Jahr: Regensburg Marathon im Mai, Zugspitz Supertrail im Juni und, wie immer, Karwendelmarsch im August.

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