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Meilerhütte zu Feierabend

Eigentlich sollte es gar nicht so weit hinauf gehen. Dass es dann doch die Meilerhütte wurde – nun ja, lest selbst. 

17:20 Uhr setze ich mich in Bewegung. Wie letzte Woche will ich nach getaner Arbeit auf eine Hütte im Umkreis von Garmisch laufen, um dann am Morgen wieder zurück zu laufen. Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, wie weit mich meine Motivation heute tragen wird. Grob soll es Richtung Oberreintal/Schachen gehen. 

In meinem kleinen Rucksack habe ich, da die Oberreintalhütte eine Selbstversorgerhütte ist, eine Suppe und Tütenfutter gepackt. So kann ich mir zur Not vom Hüttenwirt etwas in den Topf schmeißen lassen.

Bis zum Garmischer Bahnhof gehe ich mich warm, dann ziehe ich das Tempo an. Wieder nehme ich die kürzeste Strecke Richtung Partnachklamm, lasse die Klamm selbst jedoch Klamm sein und steuere nach rechts zum steilen Fahrweg Richtung Partnachalm. Heute gehe ich die Steilstücke zur Alm gemächlicher an, um Kraft zu sparen. Irgendwie habe ich im Gefühl, dass es heute mehr werden könnte als „nur“ die Oberreintalhütte.

Nachdem ich keine Lust habe, erneut Höhenmeter zu verlieren, ignoriere ich die Warnschilder der Bayerischen Staatsforsten und laufe trotz Forstarbeiten Richtung Laubhütte. Bis zur Hütte ist von den Arbeiten auch wenig bis gar nichts zu sehen und ich frage mich, warum hier überhaupt Warnschilder aufgestellt wurden (Hinweis: Bitte nicht nachmachen, grundsätzlich KEINE schlaue Idee).

An der Laubhütte angekommen, traue ich meinen Augen kaum. Der einst schmale und verwachsene Weg hinüber Richtung Bockhütte hat sich in eine Fahrweg-Autobahn verwandelt. Zwangsläufig fragt man sich als bergliebender Mensch, welcher Irrsinnige hier wieder einmal vom „Bauteufel“ geritten wurde. Der Weg wurde brutalst verbreitert und eine häßliche Schneise in den Hangwald geschlagen, die einem fast die Tränen in die Augen schießen lässt. Ein neuer Bewirtschaftungsweg, nur damit ein paar Baumstämme schneller aus dem Wald gezogen werden können? Der Mensch ist schon ein seltsames Tier…

Wie dem auch sei – ich laufe das matschige Ding hinter, so gut es eben geht. Am Ende des Weges schlage ich mich dann rund 300 Meter durch frisch gefällte Bäume und Büsche, dann erreiche ich den Fahrweg, der von der Partnach kommend Richtung Hüttendepot/Parkplatz ansteigt.

Rauf, rauf, rauf

Schließlich erreiche ich den Startpunkt des Pfades, der sich entlang der mittleren Partnachklamm Richtung Reintal schlängelt. Es ist eine urweltliche Landschaft, die sich hier öffnet. Kurzzeitig überlege ich noch, ob ich nur zur Reintalangerhütte laufen soll – aber nein, ich will ja (für mich) neue Laufstrecken erschließen!

Also überhole ich noch eine Mountainbikerin, die wohl Richtung Reintalangerhütte unterwegs ist, nehme die Abzweigung links Richtung Oberreintalhütte und finde mich bald in den nicht enden wollenden Kehren wieder, die sich hinauf ins Oberreintal schlängeln. War das GPS bisher brav, zeigen sich nun einzelne Aussetzer.

Trotz der steilen Kehren laufe ich bis auf zwei Stellen, an denen ich ein paar Schritte gehen muss, alles durch – bin aber doch froh, als der Weg etwas abflacht und ich ein paar tiefe Atemzüge nehmen kann. Schnell ist der Abzweig Richtung Schachen erreicht und ich fasse den Entschluss, heute doch noch etwas weiter zu laufen als nur bis zur Oberreintalhütte. Die Strecke über das „Teufelsgsaß“ ist dann auch besser zu laufen als ich dachte. Erste Kraxelstellen bremsen mich nur kurz aus, in gemächlichem Lauftempo schraube ich mich höher und höher, höher und höher. Und genieße die immer atemberaubendere Aussicht ins Reintal.

Schließlich zeigt mir der Weg hinauf zum Schachen dann doch noch seine Zähne. Die letzten rund 100 Höhenmeter hinauf zum Belvedere, von dem aus schon König Ludwig II. Richtung Reintal blickte, muss ich einen Gang zurückschalten. Zu glitschig und steil ist der Weg, um hier noch laufen zu können! (Wenn man nicht gerade Kilian Jornet heißt.)

Pause und Meiler

Am Schachenschloss angekommen, gönne ich mir erst einmal eine Trink- und Esspause. Brutto habe ich bis hier ab Garmisch Chamonixstraße zwei Stunden gebraucht, netto zehn Minuten weniger. Genüsslich nuckele ich am Trinkschlauch und beobachte, wie die Sonne an der Alpspitze langsam untergeht und freue mich langsam auf ein warmes Bett.

Aber irgendwie juckt es mich immer noch in den Schuhsohlen. Schließlich liegt 500 Höhenmeter weiter oben die Meilerhütte, die wie ein Adlerhorst über dem Wetterstein thront, und ich verspüre noch genug Saft in den Haxen. Also nix wie weiter! Nach zwanzig Minuten Pause nehme ich um 19:40 Uhr die kurze Strecke Richtung Meiler in Angriff. Ich schaffe es zwar nicht ganz, die Steilstücke durchzulaufen, bin aber trotzdem zufrieden. Um Punkt 20:20 Uhr laufe ich an der Meilerhütte ein. Das macht 3h brutto ab Garmisch, zieht man die Pausen ab, sind es 2:20h netto. In der Hütte gönne ich mir eine große Backerbsensuppe und zwei Spezi und hau mich gegen halb zehn in die Koje. Siehe da, ich habe ein ganzes großes Lager fast für mich alleine!

Kälbersteig=Turngerät

Um fünf klingelt bereits der Wecker, und ich verleibe mir das kleine Frühstück ein, dass die Hüttenwirtin freundlicherweise am Abend zuvor für mich bereitgestellt hat. Dann geht es wieder runter nach Garmisch in die Arbeit. Von müden Beinen ist zum Glück keine Spur, und nach zwanzig Minuten laufe ich bereits am Schachen ein.

Heute folge ich dem Schachenweg für wenige Kilometer und turne dann den Kälbersteig hinab Richtung Partnach. Über rund 850 Höhenmeter heißt es hier: Laufspaß vom Allerfeinsten!

An der Partnach angekommen, habe ich keine Lust auf die Enge der Klamm und nehme daher noch den Gegenanstieg zum Graseck mit. 1h40min ab Meilerhütte laufe ich schließlich wieder in der Chamonixstraße in Garmisch ein.

Hier gibt’s mehr Infos: 

Rauf: http://connect.garmin.com/modern/activity/571465349

Runter: http://connect.garmin.com/modern/activity/571465364

Gedanken zu “Meilerhütte zu Feierabend

  1. Alle Achtung! Ich finde es jedesmal erstaunlich, wenn Läufer den Berg hochjoggen. Und bei diesem Bericht schrubbst du ja einige Höhenmeter und dann noch am nächsten Tag mal eben die nächsten Höhenmeiter (y), bei dem kleinen Frühstück ;).
    Super Leistung.
    Viel Spaß & Power weiterhin 🙂
    LG Conny

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