Kurzski-Expedition auf die Birkkarspitze
Das Schlauchkar unterhalb der Birkkar- und der Ödkarspitzen ist einer der Frühjahres-Firnklassiker im Karwendel. Hängt man noch eine Anreise per Rad dran, hat die Tour echten Expeditionscharakter.
Die Birkkarspitze ist das höchste der Gefühle im Karwendel. Und wenn schon nicht der Gefühle, dann wenigstens der Berge. Unter dem 2749 Meter hohen Gipfel reckt sich zudem das steile und von schroffer Karwendelszenerie umgebene Schlauchkar Richtung Karwendelhaus. Ein gerölliges Kar, das im Sommer schon einige Bergsteiger auf dem rund 900 Höhenmeter langen Weg bis in den Schlauchkarsattel ordentlich ins Schwitzen gebracht hat. Im Frühjahr bietet sich das Schlauchkar hingegen oft noch bis in den Juni hinein eine rasante Firnabfahrt an.
Skitransport per Rad
Ein Tag Anfang Juni 2006, kurz nach Mitternacht. Heute auf dem Plan: Birkkarspitze und Schlauchkar von Königsdorf aus. Mit dem Rad. Mit den Ski. An einem Tag hin und zurück. Rund 170 Kilometer und 2250 Höhenmeter.
Alles ist gut verzurrt, und ich nehme meine Standard-Route über Kreuth und Wackersberg, Lenggries und Sylvenstein Richtung Tirol. Kein Mensch, keine Autos, nur ich und die Herausforderung. Einsam und verlassen liegt die Deutsche Alpenstraße im Sternenlicht, in Vorderriß fahre ich am verschlafenen Gasthof vorbei. Jetzt geht es in das Herz des Karwendel, die Eng. Langsam steigt die Straße an, gewöhnt die Beine an die wachsende Belastung.
Trotz „leichter“ Kurzski habe ich gepäckmäßig ganz ordentlich was dabei, und die Strecke von Hinterriß über den kleinen Ahornboden zum Karwendelhaus zieht sich. Wenigstens sorgt mein schweres Rad dafür, dass ich am Hinterrad nicht den Grip verliere und der überlange Kore-Vorbau macht das Vorderrad nicht allzu steigfreudig. An der Hütte tausche ich die Rad- gegen die Skitourenstiefel, schultere meinen Rucksack mit den Kurzski und nehme den Weg Richtung Birkkarspitze in Angriff. Es liegt weniger Schnee als erwartet, erst nach der Abzweigung des Weges zum Hochalmkreuz kommen die ersten durchgehenden weißen Felder in Sicht. Viel tragen für wenig fahren, aber was tut man nicht alles für ein paar hundert Höhenmeter Abfahrtsspaß!
Also nichts wie rauf auf die Latten, Steighilfe rein und los. Bald ziehe ich meine Spuren in stetigem Zick-Zack hinauf Richtung obere Karwanne, quere durch die steilen Hänge nach rechts und schnaufe hinauf zum bereits mehr als 2600 Meter hohen Schlauchkarsattel und zum knapp oberhalb gelegenen Hütterl. Hier ist wieder Schluß mit dem Schnee. An den Südhängen hat die Sonne bereits ganze Arbeit geleistet.
Jetzt ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Oben atme ich tief ein. Geschafft! Eine tolle Sicht heute, auch wenn es ein wenig diesig ist.
Nun geht es nur noch runter. Zunächst gute 100 Höhenmeter in den Skitourenstiefeln zum Hütterl, dann kann ich geschätzte 500 Höhenmeter bis 2100 Meter Seehöhe mit den Kurzski abfahren. Zuletzt auf bereits arg dezimierten Altschnee- und Lawinenresten mit viel Geröll.
Nach einer Umbau- und Esspause am Karwendelhaus rolle ich hinunter Richtung Scharnitz. Aus rollwiderständlichen Gründen habe ich mir vorne einen Slick montiert. Das rächt sich nun. Bei einer der Kehren unterhalb des Karwendelhauses schmiert mir das Vorderrad weg und ich bremse mit Knie und Handballen. Zum Glück ist in der Larchetalm (sie war vor 8 Jahren noch bewirtschaftet) jemand zu Hause und wir plündern den Verbandskasten. Gut verarztet lege ich noch einen Zwischenstop im Scharnitzer Spar (Linzer Schnitten und Cola olé!) ein und fahre schließlich über Walchensee, Jachenau und Tölz wieder nach Hause.
Angaben zur Rad- und Skitour auf die Birkkarspitze:
- Datum: Juni 2006
- Ausgangspunkt: Königsdorf (625m)
- Gipfel: Birkkarspitze (2749m)
- Höhenmeter: insgesamt 2250 HM (mit Gegenanstiegen bei der Anfahrt); zu Fuß/Ski 980HM
- Kilometer mit dem Rad: rund 170
- Übernachtungsmöglichkeit: Karwendelhaus
- Aufstiegszeit Karwendelhaus-Birkkarspitze: 2,5-3h
- Zeit für die Tour insgesamt: ca. 14-15 Stunden
- Verhältnisse während der Tour: sommerlich warm, Schnee im Schlauchkar ab ca. 2100 Meter (erste Reste)
- Einkehr: Hinterriss, Karwendelhaus, Scharnitz
Oh je, dann auch noch ein Sturz. Aber du scheinst das ganze ja gut überstanden zu haben. Bevor wir eine Radtour starten, plündere ich immer unseren Verbandskasten und packe alles mögliche ein. Meine Freund hat es nämlich auch schon mal gelegt, da war es gut, dass wir Verbandsmaterial dabei haben. Wir haben dann zum Glück gleich im nächsten Ort eine Unterkunft gefunden und übernachtet. Er hatte doch ganz schöne Schmerzen aber am nächsten Morgen war es wieder fit und wir haben unsere Tour fortgesetzt. 🙂 Also noch mal alles gut gegangen. Aber das nächste Mal solltest du die auch ein paar Verbandsmaterialien einpacken.