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Karwendelmarsch 2014: Nässe allerorten

Am 30.08. stand mit dem Karwendelmarsch wieder einmal mein alljährlicher Wettkampfhöhepunkt vor der Tür. Schon in der Früh war klar: Der 52 Kilometer lange Lauf würde ein sehr nasser werden. 

Am Freitag vor der Veranstaltung stehe ich mit meinem kleinen Zelt auf dem Scharnitzer Campingplatz. Letzte Sonnenstrahlen quälen sich durch nahende Wolkenfelder. Wird das Wetter halten? Als ich mich um zehn Uhr langsam in die Horizontale begebe, prasselt ein heftiger Regenschauer auf die Zelte nieder. Es scheint sich also doch wieder „klassisches“ Karwendelmarschregenwetter einzustellen…

Aber siehe da: In der Früh regnet es erst einmal nicht. Oder zumindest kaum. Als ich mein Zelt zusammenpacke und mich an den Start begebe, ist es nur Nieselregen. Schnell noch den recht voluminösen Rucksack am Gepäcktransport abgegeben, und schon begebe ich mich in den Läufer-Startblock und warte den Startschuss ab. Über 500 Läufer sind heute hier versammelt, beeindruckend! Pünktlich um sechs stellt sich dann auch ein recht rustikaler Regen ein und ich ziehe mir gerade noch rechtzeitig meine dünne Regenjacke über…

Nebelwelten

Im zügigen Tempo geht es zunächst durch Scharnitz‘ verschlafene Straßenzüge, bald erreichen wir die ersten Rampen hinauf in’s Karwendeltal. Ich will heute tempotechnisch auf der sicheren Seite bleiben, denn letztes Jahr musste ich aus einer Übermotivation heraus hinter der Falkenhütte abbrechen. Daher gilt heute: Durchkommen ist alles, Zeit ist mir wurscht. Irgendwas um die 5:30h (oder vielleicht sogar darunter!?) wäre nicht schlecht. Meine Bestzeit von 5:15h (aufgestellt 2012) kann und will ich jedoch nicht angreifen. Dafür war mein Training und mein Nahrungsinput einfach zu chaotisch…

So schnaufe ich die angenehm flachen Rampen oberhalb des Karwendelbachs hinauf und stelle mir einfach vor, ich wäre eine Lokomotive, die in konstantem Tempo eine schwere Last ziehen muß. Der „Startregen“ lässt schließlich etwas nach, und ich sehe immer wieder die steilen Flanken der Nördlichen Karwendelkette und der Hauptkette aus dem Nebel auftauchen. Irgendwo da oben verstecken sich Pleisenspitze, Wörner, Breitgrieskarspitze, Große Seekarspitze, Östliche Karwendelspitze, Ödkarspitzen und die Birkkarspitze im Nebel. Alles wunderschöne Karwendelberge, die ich von Sommer- und Skitouren her gut kenne.

Nach der (ehemaligen, wo ist sie eigentlich hin?) Larchetalm kommt die erste Labestation. Sogar die Garmischer Bergwacht steht hier, da schau her! Nach der Angeralm hechele ich schließlich recht zügig die Kehren zum Karwendelhaus hinauf. Ich lasse mich nicht überholen, oben an der Labestation am Hochalmjoch gibt es dann heißen Tee und ein Stückerl Müsliriegel.

Downhill

Jetzt geht es hinunter zum Kleinen Ahornboden. Einen schnellen Zillertaler hinter mir und einen geradezu uneinholbaren Mitläufer vor mir bin ich quasi gezwungen, ein flottes Tempo an den Tag zu legen. Ich lass es kesseln, was das Zeug hält, und laufe sogar einen Kilometer unter vier Minuten. Immerhin überholt mich keiner. Unten laufe ich ganz einfach an der Verpflegungsstation am Ahornboden durch und versuche, ein wenig Schwung mit Richtung Ladizalm zu nehmen.

Wieder wird auf Dampflok umgestellt. Ein paar Leute überholen mich. Ich habe nicht den nötigen Drive, um mich reinzubeissen. Heute nicht. Ich mache mein Tempo, die anderen ihres. Auf Nummer sicher gehen heißt die Devise! Die steilen Rampen ab der Ladizalm gehe ich, dann laufe ich wieder. So geht das eine Weile lang – gehen, laufen, gehen, laufen. Schließlich, nach knapp 30 Kilometern und 2 3/4h, taucht die Falkenhütte aus der Nebelsuppe auf – und ich in die Nudelsuppe ein. Beziehungsweise in die Müsliriegel, denn Nudelsuppe gibt es leider nicht. Das macht aber nichts, denn die Verpflegung ist wie jedes Jahr hervorragend!

Dann kommen die Reisen unter der gewaltigen Lalidererwand, die ebenfalls aus dem Nebel auftaucht. Überholerei hier, Überholerei da…die Reihenfolge der Läufer wechselt ein wenig durch. Oben am Hohljoch steht dann ein schöner, rauspolierter, golden im Regen glänzender 4×4 Pinzgauer der Bergrettung Telfs. Ein echter Hingucker!

So ein Krampf!

Kaum geht es wieder den Berg runter Richtung Eng, legt es mich auf einer glitschigen Stelle hin. Ein Krampf durchzuckt den rechten Unterschenkel. Zefix! Muss denn das jetzt sein? Zum Glück ist er schnell wieder weg und ich hänge mich an einen Mitläufer, der mir erzählt, er sei vor mehr als zwanzig Jahren zusammen mit seinem Vater mitgegangen und würde nun, am Geburtstag seines Vaters, das Ganze wiederholen wollen. Viel Glück!

Nach einen kniffligen Passagen, die heute mehr nach Schlammrutsche als nach Wanderweg aussehen, erreichen wir die Engalmen und damit die 35km-Marke. Ich nehme mir Zeit, ein wenig aufzutanken und „in Ruhe“ ein paar Müsliriegel zu inhalieren.

Entscheidung am Binssattel

Jaja, ich weiß, Vergleiche hinken und sind manchmal unangebracht. Der Binssattel lässt sich aber heute ähnlich schwer bezwingen wie irgendein hoher Viertausender in den Westalpen. Mit dem Laufen klappt es nur stellenweise, sonst schnaufe ich ungewohnt langsam dem windigen, nassen und kalten „Höhepunkt“ entgegen. Die letzten Kehren durch die Latschen haben es wie jedes Jahr in sich. Ich bin dermaßen froh, dass ich den 1903 Meter hohen Pass endlich hinter mir habe, dass ich vor lauter Glück wieder mit dem Laufen anfange. Fast 500 Höhenmeter im Gehtempo haben jedoch eine Menge Zeit gekostet….die 5:30h-Marke kann ich wohl dieses Mal vergessen!

Beim Gramai-Hochleger gibt es noch einmal eine leckere Kleinigkeit zu essen, dann renne und schlittere ich gen Falzthurntal. Endlich wird es wieder flacher, endlich brechen nach der Falzthurnalm die letzten 9km an. Heute bin ich wirklich froh darüber! Der Binssattel, der Sauhund, hat mir doch beinah den ganzen Karwendelmarsch vermiest. Aber auch nur beinah, denn jetzt ist das Ziel bereits in greifbarer Nähe! Und auf den letzten Kilometern lässt sich die Körperdrogerie noch einmal etwas einfallen!

Nach 5h36min51sec laufe ich schließlich bei nach wie vorigem Sauwetter recht eingesaut in Pertisau ein. Geschafft! 59. Platz in der Gesamtwertung, 10. Deutscher. Na immerhin. Ob ich das nochmal mache? Mal gucken, was die innere Schweinesau nächstes Jahr so spricht. Immerhin: Dritte erfolgreiche Karwendelmarsch-Teilnahme und damit dritter Ultramarathon: CHECK!

GPS-Track:

http://connect.garmin.com/modern/activity/578999151

Infos zur Veranstaltung:

http://karwendelmarsch.info/

Ergebnisse:

http://results.pentek-timing.at

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